Der Krallerhof in Leogang

"Krallerhof - Da lass uns sein" - mit diesem Slogan und wohlgemerkt mit handschriftlicher Anrede fanden wir unseren Willkommensgruß am 02. Juli 2023 auf unserem Zimmer (121 - Kategorie Fürstenhof) vor.

 

Doch der Reihe nach. Wir hatten in einem Falstaff Bericht über das Hotel und vorallem über das aktuell realisierte Projekt "Atmosphere" gelesen. Unter diesem vielsagenden Titel erweiterte der Krallenhof in Leogang (Österreich) seinen Wellnessbereich, welcher erst wenige Wochen vor unserem Besuch Mitte Juni 23 fertiggestellt wurde. Die Bilder waren äußerst vielversprechend und trieben unsere Erwartungshaltung in entsprechende Höhe.

 

"Atmosphere" - ein vielsagender Begriff mit entsprechenden Möglichkeiten zur Interpretation, jedoch unverkennbar vor Ort als Erweiterung des Hotels zu erkennen, zeigt sich landschaftlich perfekt hinter dem Hotelkomplex integriert. In Form einer Welle bzw. Hügel erhebt sich sich der Gebäudetrakt in den Berghang. Dominierend hierbei der schier endlos wirkende Infintiy-Pool mit einer Länge von 50m, welcher sich kerzengerade in dem natürlich anmutenden 5.500 qm großen Badesee erstreckt.   

Der Krallerhof, welcher bereits vor der Fertigstellung der Wellness-Landschaft "Atmosphere" sich den 5. Stern in der klassischen Hotelkategorie erworben hat, gibt sich nach eigenen Angaben mit knapp 400 Mitarbeiter (mit allen angeschlossenen Betrieben) wahrlich Mühe dem Anspruch in dieser Klasse gerecht zu werden.

 

Die Anmeldung, Begrüßung und CheckIn erfolgte dem Standard entsprechend höflich und professionell. Das Gepäck wurde direkt im CheckIn Prozess entgegengenommen und unmittelbar auf das Zimmer gebracht. Die Gastgeber bieten jeden Montagabend einen Sektempfang, stellen sich hierbei kurz den interessierten Gästen vor und geben einen Einblick über die Geschichte und Entwicklung des Krallerhofs. 

 

Nach kurzem geführten Rundgang, verbunden mit den typischen Informationen zu den Essenszeiten und den vielfältigen sportlichen Möglichkeiten wie Squash, Tennis, eBike Verleih und einem umfangreichen Fitnesstudio, wurden wir auf unser Zimmer geführt, welches wohlgemerkt zu der ersten und somit einfachsten Hotelkategorie gehört.

 

Unser erster Eindruck vom Hotel und weiterführend von unserem Zimmer war durchaus positiv und als absolut zuriedenstellend zu bezeichnen. Die Zimmergröße ist für zwei Personen und unserem angedachten Wellnessaufenthalt für wenige Tage mehr als ausreichend. Die Austattung vollumfänglich und das Bad sogar verhältnismäßig groß. Auch in Punkto Sauberkeit gibt es nichts zu bemängeln. An manchen Stellen könnten die Wände einen neuen Anstrich vertragen, was jedoch den wahrscheinlich unvorsichtigen, vorangegangen Gästen geschuldet ist und öfters durchgeführt werden müsste. 

 

Mit einem Sofa, welches wir als Ablage für unsere beiden großen Koffer (wir reisen mal wieder mit einem Gepäck, welches für eine Urlaubsdauer von mindestens 4-6 Wochen ausreichend wäre) zweckentfremden, sowie Schreibtisch, 40" Flat-Screen, einem Doppelbett mit zwei Matrazen, Kühlschrank, Safe und im Bad mit Dusche, Badewanne, zwei Waschbecken und separiertem WC, ist unser Standard Doppelzimmer "Fürstenhof" ausreichend ausgestattet.

Direkt am Hotel angrenzend und augenscheinlich auch für externe Gäste zugänglich, befindet sich die "Kraller-Alm". Als alte Schmiede deklariert und mit entsprechenden Exponaten ausgestattet, zeigt sich mit zahlreichen Sitzplätzen innen wie außen, eine typische Alm, welche auch als alternative Speiselocation für die Hotelgäste zur Verfügung steht.

 

Die detailverliebte Innenaustattung sowie die rustikale und tradionelle Bauweise lässt einem urigen und gemütlichen Aufenthalt in geselliger Runde in der Kraller Alm nichts mehr im Weg stehen.

Blick in die Kraller Alm

 

 

Der alte Wasserkraftantrieb

 

Der urige Gastraum in der Kraller Alm

 

Es fällt uns auf, dass die Belegung des Hotels weit von seinen Möglichkeiten entfernt ist. Die Dimension und Weitläufigkeit lässt für uns keinen direkten Rückschluss zu, da sicherlich auch bei voller Belegung nicht mit vollen Gängen im Hotel zu rechnen ist. Unseren ersten gewonnen Eindruck hat sich im späteren Verlauf, bzw. beim abendlichen Dinner im Restaurant bestätigt, welches zahlreiche leere Bereiche bzw. viele leere Tische verzeichnete. Unserer Einschätzung nach dürfte die Belegung bei ca. 20% gelegen haben.

 

Die typische persönliche Begrüßung und kurzen Smalltalk während den Mahlzeiten durch Mitglieder der Betreiberfamilie Altenberger sollen den gewünschten, familären Charakter des Hauses prägen und unterstreichen.

Bei unserer Anreise am Sonntag kamen wir überraschend in den Genuss eines 7-Gang Menüs (regulär 5-Gang), welches keine Wünsche offen lies und durchweg geschmacklich überzeugte. Durch die bereits erwähnte geringe Auslastung, war die Verteilung im Speisesaal sehr großzügig und dadurch sehr angenehm. 

Da der Speisesaal sich in verschiedene Bereiche, verbunden mit verschiedensten Austattungen, Stühlen und unterschiedlichem Ambiente gliedert, dürfte auch bei voller Belegung eine angenehme Atmosphäre während dem Dinner bestehen.

 

Als Weinbegleitung wählten wir einen Grünen Veltliner Smaragd vom Kellerberg der Domäne Wachau 2021. Die Kellner machten einen professionellen, freundlichen und geschulten Eindruck, was in der aktuellen Zeit eine besondere Erwähnung verdient. 

Doch kommen wir nun zum wesentlichen, dem Spa-Bereich "Atmosphere", welches wie eingangs beschrieben, der wesentliche Grund unseres Besuches des Krallerhof gewesen ist.

Natürlich fällt sofort die außergewöhnliche Architektur auf und es ist positiv wahrzunehmen, mit welcher Symbiose das Gebäude in die Lanschaft integriert wurde. Dies unterstreicht auch die überwiegend begrünte Dachfläche und die aus dem Boden sich erhebende Spirale mit einem Treppenaufgang, über welchen ein Ausblick auf das weitläufge Areal bzw. die Ausmaße des "Atmosphere" möglich sind.

 

In der Abenddämmerung sorgen die dezenten Beleuchtungen für eine entsprechend angenehme und beeindruckende Atmosphäre des neu gestalteten Außenbereiches und somit dem neuen Aushängeschild des Hotels Krallerhof.

Durch einen Gang, welcher natürlich im Bademantel genutzt werden kann, gelangt man im Untergeschoß des Hotels in das angrenzende "Atmosphere". Der Weg wird durch nüchterne bzw. im eigentlich typisch puritisch skandinavischen Design mittels Holzleisten vor dem Sichtbeton angebrachten Elementen verziert. Nicht nur die kühl wirkende Umgebung lässt uns etwas frösteln, denn auch die wahrgenommene Temperatur ist für unser Empfinden etwas zu kalt. Wohlgemerkt befinden wir uns lediglich mit einem Bademantel bekleidet auf dem Weg in einen Bereich der Ruhe, Entspannung und Erholung. 

 

Am Ende des Gangs gelangt man an eine Art Tresen, welcher bis auf ein bereitgestelltes Telefon, weder Inventar noch Personal besitzt und eher an den Kassenbereich einer Therme erinnert. Die innere Gestaltung bleibt zu unserer Verwunderung sehr nüchtern und unseren zu erst gewonnenen Eindruck einer empfundenen Kälte bleibt unverändert bestehen. Es dominieren fast ausnahmlos Beton, Metall und natürlich große Glasflächen. Eine Gemütlichkeit, welche zum Beispiel durch typische Holzelemente oder dem Einsatz von warmen Farben zu schaffen wäre, empfängt uns nicht. Die puristische Architektur verzichtet hierbei auf gerade Wände oder Winkel.

 

Zu unserer weiteren Verwunderung, ist der sicherlich als Highlight zu bezeichnende Infinty-Pool, nur von außen zu erreichen. Hierzu kann entweder über eine Treppe oder alternativ über einen Aufzug, der Weg in den oberen Bereich und somit zu einem weitläufigen Sonnendeck gefunden werden. Von diesem gelangt man daraufhin in den äußerst imposant angelegten Badesee wie auch in den Infinitypool mit seiner Länge von 50m.    

Leider war der ebenfalls in den Badesee integrierte Whirlpool aus technischen Gründen am Tag unserer Ankunft außer Betrieb und unser fröstelnder Gesamtumstand konnte sich auch nicht durch das Wetter bzw. der Außentemperatur aktuell ändern. Mit hoffnungsvollem Blick auf den Infinitypool, schien dieser nach erstem erfühlen seiner Temperatur, der Suche nach warmen Badewasser leider auch kein Ende bereiten zu wollen, da dieser sich wohl eher für sportlich ambitionierte Schwimmrunden zu eignen scheint als warmwasserliebende Warmduscher zu beglücken.

 

Um den Badesee verläuft ein Holzsteg, welcher auf der Nordseite ein paar im See liegende Sonneninseln erreichbar macht. Auch die Flächen auf dem Rasen zum sonnen, vorausgesetzt das Wetter spielt mit, erscheinen uns als ausreichend und großzügig dimensioniert. Warum an diesem Standort in den Bergen und den eher mäßig bzw. kurz zu erwartenden Sommermonaten, der Schwerpunkt auf einen derartig dimensionierten Badesee gelegt wurde, gehört zu den für uns nicht nachvollziehbaren Punkten. In einem persönlichen Austausch mit dem Gastgeber haben wir hierzu erfahren, dass die Dimension zum einen der gesamten Architektur bzw. Verhältnis geschuldet ist bzw. sich der Dimension des Bauwerks entspechend anpassen sollte und zum zweiten aufgrund der erforderlichen biologischen Selbstreinung und der erforderlichen Biosphäre eine entsprechende Größe aufweisen muss.

 

Die Sitzgelegenheiten im 1. Stock des "Atmosphere" sind sehr hochwertig und eher nicht für nasse Badebekleidung geeignet. Es befindet sich außerdem ein Café mit Bar auf diesem Stockwerk in dem man kleine Snacks und Getränke kostenpflichtig bestellen kann. Leider wird der in der Pauschale beinhaltete Mittagssnack hier nicht angeboten. In der Menükarte des Cafés steht direkt auf Seite eins der Hinweis: "Bitte schützen sie unsere Möbel - wir reichen Ihnen gerne ein trockenes Handtuch". Unsere zuvor selbständig gemachte Einschätzung zur eher ungenügenden Eignung der aufgestellten Möbel an einem Badesee, zeigt sich damit bestätigt. 

 

Innerhalb des Atmosphere findet sich ein großer Ruheraum mit angenehmen und sehr hochwertig anmutenden Sitz- und Liegemöbel, welche sich jedoch aufgrund der Anzahl, bei einer hohen Auslastung, eher als unzureichend zeigen dürften. Glücklicherweise wurde die allgemeine nüchterne Eleganz im Ruheraum unterbrochen und ein Hauch von Gemütlichkeit durch die vorhandenden Pflanzen, den Möbeln und den Bücherregalen geschaffen. Auch sind die Abstände zwischen den Liegeplätzen sehr großzügig ausgelegt, was eine entsprechend angenehme Privatsphäre schafft. 

 

Die nüchterne Eleganz zieht sich sonst ausnahmslos durch das Atmosphere und die empfundene und austrahlende Kälte des überall sichtbaren Betons wird lediglich in einer der 6 Saunen unterbrochen, übrigens der nahezu einzige Ort wo wir Holz als Material vorfinden konnten (Ausnahme waren die Decken im Atmosphere).

 

In der Mitte des Gebäudes befindet sich ein Warmwasserpool "Blaue Lagune", welcher umrahmt von Betonwänden und dezent beleuchtetem Blau gehalten wird. Durch eine spiegelende Decke ergibt sich getreu dem Motto eine besondere Atmosphere, die jedoch weder mit den Attributen "gemütlich" oder "behaglich" zu beschreiben wäre, dafür mit einer angenehmen Wassertemperatur von über 30 Grad aufwarten konnte.

Durch das sterile und schörkelfreie Design wirkt wohl jeder Badeschuh und erst Recht jedes Handtuch oder gar der Bademantel als ästhetisch störender Fremdkörper. Ob dies auch der Grund ist, dass Haken oder gar Ablagefächer sich als absoluten Mangel beschreiben lassen? Ungünstig fanden wir die Anordnung der Duschen, welche offen und direkt einsehbar innerhalb des Atmosphere angeordnet sind. Hier zeigen sich deutlich die sich ergebenden und erforderlichen Komprisse zwischen architektonischer Kunst und praktikablen Nutzen.

 

Es ist außer Frage, hier wurde etwas besonderes geschaffen und sicherlich dafür auch keine Mühen und Kosten gescheut. Letzters muss wohl als Damokles Schwert bei den Beteiligten aktuell empfunden werden und mit den aufgerufenen Preisen, entsprechend wohl jetzt sehr schnell und nachhaltig, ein zahlungskräftiges Klientel angesprochen und begeistert werden.

 

Strategisch sucht und setzt man augenscheinlich bewust auf zahlungskräftiges Klientel, welches mit Rabattaktionen oder einem "ungewünschten" Klientel, welches auf niedrigere Preise anspricht, sich eher abschrecken lassen würde und der gewünschten elitären Marken- & Imagebildung "Atmosphere" sicherlich nicht dienlich wären.   

 

Eine andere Erklärung, warum trotz unserer wahrgenommenen, sehr geringen Auslastung sich keine "Last-Minute-Rabatte" oder besondere "Preisaktionen" auf den Preislisten finden lassen, konnten wir für uns nicht finden. 

Fazit: Weil "Athmosphere" auf seine spezielle Art besonders ist und wir nicht jede Strategie der Umsetzung nachvollziehen konnten, werden wir wohl mit entsprechendem Abstand uns sicherlich nochmals diesem Ort widmen und sei es nur zu sehen, ob das Konzept aufgegangen und erfolgreich geworden ist. Eines können wir abschliessend und mit Sicherheit für uns bestätigen: Unseren bisherigen, persönlichen ersten Platz in Sachen Wellness hat das Atmosphere nicht streitig machen können.

Oliver & Elisa - Juli 2023

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Oliver & Elisa Michel